über die Armut in der Schweiz
In einer heutigen SRF-Nachricht konnte man lesen, dass es in der Schweiz 702'000 armutsbetroffene Menschen und 1,34 Millionen armutsgefährdete Personen gibt - das bei einer Gesamtbevölkerung von 9 Millionen.
Die Armutsgrenze wird von den Richtlinien der Konferenz für Sozialhilfe (SKOS) abgeleitet und betrug 2022 durchschnittlich 2284 Franken im Monat für eine Einzelperson und 4010 Franken für zwei Erwachsene mit zwei Kindern.
Von Armut betroffen und armutsgefährdet sind in erster Linie Personen ohne berufliche Ausbildung, alleinerziehende Eltern, kinderreiche Familien, alleinstehende Pensionierte und Menschen mit Migrationshintergrund.
Die Armutsquote in der Schweiz ist im Steigen begriffen. Armut ist nicht, wie es so oft heisst, ein individuelles Problem, das nur die "Dummen" betrifft, sie ist ein strukturelles Problem, das insbesondere mit der Kontrollfunktion des Staates über die Wirtschaft zu tun hat.
Ist diese eher strikt und regulierend, wie sie beispielsweise in den 1970er Jahren war, ist die Armutsquote kleiner, ist sie eher locker und laissez-faire, wie sie sich infolge „Weniger Staat, mehr Freiheit“ ab den 1980er Jahren entwickelte, dann ist sie grösser.
Die "Dummen" werden mehr, weil die Wirtschaft, respektive jene, die von einer florierenden Wirtschaft profitieren, mehr von ihnen schaffen. Sozialabbau und sinkende Kaufkraft sind dazu gezielte Mittel.
Auch die stark gestiegene Zahl von Scheidungen, die vielen Paare, die nicht verheiratet sind, obwohl sie gemeinsame Kinder haben und von Frauen, die bei Mutterschaft nicht mehr aus dem Arbeitsprozess entlassen werden, sind höchstwahrscheinlich kein Zeichen sozialen oder kulturellen Fortschritts, sondern gezielte Mechanismen einer neokapitalistischen Wirtschaft.
Das, was man mit "Dummheit" in Verbindung bringt, hat folglich nichts mit mangelnden geistigen Fähigkeiten zu tun. Es ist eine Strategie, die die Schuld, in die Armutsfalle zu tappen, aufs einzelne Individuum abschiebt, um gleichzeitig die eigentlichen Verursacher der Armut nicht benennen zu müssen.
Dass Menschen, die armutsbetroffen oder armutsgefährdet sind, mehr Unvernünftiges, also "Dummes" tun, liegt nicht an ihrer "Dummheit", sondern an der Situation. Diese verursacht nicht nur sozialen Druck und damit Stress, sondern sie führt auch zu Perspektivelosigkeit, was Frust verursacht. Sie begünstigt und fördert ausserdem kurzfristiges Denken, risikoreiches Verhalten und vor allem Prestigedenken. Damit verbunden ist oft sinnloses Geldausgeben, nur um das Gefühl zu haben, dazuzugehören.
Anmerkung:
Soziale und psychologische Mankos oder Probleme, also Druck, Stress, fehlende Prinzipien und Ziele, Perspektivelosigkeit, kurzfristiges Denken, risikoreiches Verhalten und Prestigedenken können auch bei Menschen, die finanziell stabil sind, zu unvernünftigem Handeln führen.
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