Sonntag, 12. Januar 2014

Unterwegs:

Pollina



Gestern, 12. januar 2014, fuhren wir von Finale nach Pollina, das hoch oben auf einem Felssporn über dem tyrrhenischen Meer liegt.
Die Ortschaft war wie ausgestorben. Nur einige alte Männer plauderten in einer sonnigen Ecke.




Die Frauen dieser Männer waren wohl gerade dabei, das Mittagessen zuzubereiten. Aber die Jungen?


Die Jungen sind ausgezogen.

Wie viele Orte Siziliens und Kalabriens leidet auch Pollina unter starker Abwanderung und hoher Arbeitslosigkeit.
In ganz Pollina sahen wir nur zwei arbeitende Menschen: Diesen Gemeindearbeiter im Theater


und den Barmann in der Bar an der "Piazza del Duomo".


Sonst war alles leer. Keine Geschäfte, keine anderen Bars, kein Gewerbe, keine Menschen.


Pollina bleibt wohl nichts anderes übrig, als sich zu überlegen, auch das zu tun, was Riace in Kalabrien gemacht hat.

Seit 1998 ein Boot mit 218 kurdischen Flüchtlingen in Riace landete, hat es sich der Verein "Città Futura" zur Aufgabe gemacht, Flüchtlinge in Riace anzusiedeln, um diesen eine Perspektive zu bieten und das Dorf wiederzubeleben. 2012 lebten etwa 500 Immigranten in Riace. Das waren knapp ein Drittel der gesamten Bevölkerung.
Domenico Lucano, Syndaco von Riace: "Die 'Leute aus dem Meer' haben die Wegzögler ersetzt und so den Abstieg der Stadt abgewendet. Früher waren unsere Gebäude leer und verfallen. Riace war fast schon eine Geisterstadt. Aber wir haben die Häuser wieder aufgebaut. Inzwischen wohnen Familien darin. Und ihretwegen konnten wir die Schule weiterhin geöffnet halten. Die Migranten sind auch wirtschaftlich wichtig, Sie machen die Jobs, die Italiener nicht mehr machen wollen. Sie kümmern sich um alte Leute oder arbeiteten in den Olivenhainen für die Genossenschaft der Olivenöl-Produzenten. Ein Somalier hat ein Restaurant eröffnet. Andere arbeiten als Übersetzer oder betreiben kleinere Läden und Betriebe - einer stellt zum Beispiel traditionelle Keramik aus Riace her, dekoriert mit dünnen, bunten Streifen."

Bei der jüngsten Wahl kandidierte Domenico Lucano übrigens mit einem einfachen Slogan:

"Die ärmsten Menschen der Welt werden Riace retten - und wir retten sie." 



Ob wohl die ärmsten Menschen der Welt auch Pollina retten könnten?