Generationenkonzept
Aufgrund meines Geburtsjahres werde ich der Generation der Baby-Boomer zugeordnet. Auf diese Generation sollen die Millennials und die Generationen X und Z folgen. Auf die Frage, ob es Sinn macht, Menschen pauschal aufgrund ihres Geburtsjahrs in Schubladen zu stecken, habe ich bisher immer spontan "Nein" gesagt. Und so war ich froh, als ich in der Beitragswoche in den SRF-News lesen konnte, dass der Soziologie-Professor Martin Schröder von der Universität des Saarlands erklärte, dass das Generationenkonzept wissenschaftlich nicht haltbar sei.
Der Wissenschaftler argumentiert, dass Einstellungen und Verhaltensweisen von Menschen nicht durch ihr Geburtsjahr erklärt werden können, sondern durch ihr Alter, also davon, dass Menschen je nach Lebensphase unterschiedliche Prioritäten und Ansichten haben. Er erwähnt in seiner Argumentation auch den sogenannten Periodeneffekt, die Tatsache also, dass sich alle Menschen mit der Zeit verändern, bedingt dadurch, dass Einstellungen wie beispielsweise die Arbeitsmoral durch den allgemeinen Zeitgeist beeinflusst werden. Auch sei die wirtschaftliche und soziale Situation einer bestimmten Zeitperiode ausschlaggebend dafür, wie Menschen denken und handeln.
Generationenkonzepte sind, trotz ihrer wissenschaftlichen Unhaltbarkeit, populär. Es gibt kaum einen Tag, an dem in den Nachrichten nicht über diese oder jene Generation gewettert wird. Schröder betont, dass der Grund dafür im Bedürfnis nach Gruppenzugehörigkeit und Identität zu finden sei und in dem dazugehörigen Interesse, die eigene Gruppe aufzuwerten und andere Gruppen abzuwerten. Da man das heute nicht mehr mit Kategorien wie Geschlecht oder Herkunft machen dürfe, weil dies sofort als Sexismus, Nationalismus und Rassismus angesehen wird, greife man zu Generationen.
Das Problem, so denke ich, liegt darin, dass auch Generationenkonzepte gesellschaftliche Gräben schaffen können. Sollte es nicht vielmehr so sein, dass kein Identitätskonzept - sei es Geschlecht, Herkunft, Geburtsjahr oder Religion - genutzt wird, um das Verständnis und die Verbindung zwischen Menschen zu behindern?
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