eine Geschichte aus dem November 2021
Im November 2021 ging es in einer Schreibaufgabe um die eigene Lieblingsfarbe.
Da ich selbst keine feste Lieblingsfarbe hatte, wurde das Thema für mich zu einer echten Herausforderung.
Ich erfand eine Geschichte, die im Paris des frühen 20. Jahrhunderts spielte. Der Protagonist und Ich-Erzähler war ein von mir erfundener Kunstmaler. Seine Lieblingsfarbe war Grau.
Der graue Baum
Grau ist meine Lieblingsfarbe, denn Grau ist die Farbe der Stadt Paris, wo ich seit einigen Monaten lebe. Grau ist grossartig, Paris ist grossartig. Grau ist eine unverbrauchte Farbe, die das Lebendige der Stadt betont, das Kreative und das Frohe. Grau ist zwar eine unbunte Farbe, aber es ist alles andere als farblos. Grau ist zu sehen, wenn der Himmel wolkenverhangen ist, und anders grau sind die Pferde der Kutschen, wenn sie durch den dichten Nebel über die Brücke "Pont Alexandre" traben. Noch einmal ganz anders grau ist jener schwindelerregende Turm, der seit ein paar Jahren die ganze Stadt überragt.
Ich mag die grauen Wolken der Stadt, die grauen Tage, ja, ich mag sogar meine eigene graue Stimmung. Das war nicht immer so:
Bevor ich diesen und jenen Betrug an mir selbst aufdeckte, erlebte ich das Grau, das ich auf meine Seele und meinen Geist legte, als düster, bedrückend, hoffnungslos. Ich wusste oder ahnte zumindest, dass etwas falsch war, wich aber der Wahrheit aus. Heute weiss ich, dass mein Grau zu meinem Selbst gehört. Es ist nicht falsch, nachdenklich zu sein und sich eher mit der Kommunikation nach innen als mit jener nach aussen zu beschäftigen.
Meine graue Stimmung ist nicht mehr die einer selbstzerstörerischen Verzweiflung, sondern jene einer aufbauenden Melancholie. Es ist gerade dieser mir eigene Gemütszustand, der es mir ermöglicht, die Balance in meinem Leben zu finden. Er lässt mich besser in mich gehen und als Folge dessen klügere Entscheidungen treffen. Grau ist folglich nicht nur eine Farbe, sondern auch eine Chance. Grau ist die Farbe der Melancholie.
Gestern sass ich etwa zwei Stunden alleine im "Café du Dôme". Ich beobachte gerne die Menschen um mich herum, ohne mit ihnen in Kontakt zu treten. Ich sinnierte über meine Vorbilder Picasso und Braque und trank mehrere "Petits Cafés". Da kam mir, wie aus heiterem Himmel, die Idee für mein nächstes Bild. Einen Baum würde ich malen, einen grauen Baum mit einem starken Stamm und ausladenden Ästen. "Der graue Baum" soll das Lebendige repräsentieren, das Kreative und das Frohe. Ja, ohne Zweifel, Grau ist meine Lieblingsfarbe.
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