Dienstag, 15. Juli 2025

Damals

am 15. Juli 2003 - mitten im "Derecho"


Heute, vor genau 22 Jahren, am 15. Juli 2003 also, ereignete sich das schlimmste Erlebnis unseres Campinglebens:
Ein plötzliches, verheerendes Unwetter fegte am frühen Abend über unseren Campingplatz am Lac de Cazaux in Navarrosse hinweg.

Noch vor dem Abendessen schaltete ich den Fernseher an, um "SOKO 5113" zu schauen - eine Kriminalserie, nach der ich zu dieser Zeit fast süchtig war. :-)
Plötzlich hörte ich, dass Wind aufkam. Ich schaute zur Tür des Wohnmobils hinaus und sah, dass der Himmel grünlich-gelb war. So etwas hatte ich noch nie gesehen. Die SOKO war vergessen. Ich verliess das Wohnmobil.

Der Wind wurde nun binnen Sekunden zum Sturm  laut, heulend, alles mit sich reissend, was nicht fest verankert war. Zelte wurden weggerissen, Äste krachten auf Wohnwagen, Menschen rannten, schrien, suchten Schutz. Ich erinnere mich an diesen einen Moment, in dem ich nur noch dachte: Das ist die Apokalypse. Denn mit dem heftigen Sturm kamen - nur wenig zeitverzögert - sturzflutartige Regengüsse.

Unsere Nachbarn fanden in der Aufregung den Schlüssel für ihren Wohnwagen nicht. Gemeinsam mit ihnen harrten wir nun zu sechst in unserem Wohnmobil aus. Mein Mann und sein Sohn versuchten draussen, das Zelt zu retten. Falls Bäume entwurzelt würden, so hätten sie unser Womo und das Zelt nicht getroffen.
Die Wege des Campings verwandelten sich in reissende Flüsse, die Campinggeschirr und andere Gegenstände mit sich führten.

Nach einer gewissen Zeit erfuhren wir, dass der Campingplatz evakuiert werden müsse. Wir hatten Glück. Da wir nahe beim Ausgang standen, konnten wir mit unserem Wohnmobil auf den Platz vor dem Eingang fahren. Dort standen schon unglaublich viele Reisefahrzeuge - Tür an Tür.
Die beiden Männer holten die Räder, das Zelt und alles, was noch darin war, gerade noch rechtzeitig, bevor der Platz endgültig gesperrt wurde. Polizeipatrouillen waren die ganze Nacht präsent.

Diese verbrachten wir zu fünft im Wohnmobil. Am anderen Morgen gingen wir zum "Supermarché", der sich gleich nebenan befand. Hier bot sich ein unglaublicher Anblick. Kühler und Kühlschränke waren geflutet, alle Esswaren - ausser den Konserven - waren zerstört. Wir gingen zur Rezeption des Campingplatzes, bezahlten unseren bisherigen Aufenthalt und machten uns auf den Heimweg.

Wir hatten Glück gehabt. Andere nicht.
Erst später erfuhren wir, dass der sogenannte "Derecho" Menschenleben gekostet hatte.

Heute berichtet mir ChatGPT von damals: Ich zitiere:

"Am Abend des 15. Juli 2003 fegte ein extrem starkes Gewitter - ein sogenannter "Derecho" - über die französische Atlantikküste hinweg und traf die Region um Biscarrosse und den Lac de Cazaux mit voller Wucht. Besonders betroffen waren die Campingplätze, die direkt am See lagen. Innerhalb kürzester Zeit entwickelte sich ein Sturm mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 160 km/h, begleitet von heftigen Regenfällen.

Die Bilanz war verheerend: Vier Menschen kamen ums Leben - darunter eine elfjährige deutsche Jugendliche und ein niederländischer Familienvater. Rund 70 Menschen wurden verletzt, neun davon schwer. Zahlreiche Wohnwagen und Zelte wurden zerstört, rund 300 000 Haushalte waren zeitweise ohne Strom. Viele der Verletzten und Opfer waren Urlaubsgäste - darunter Familien mit Kindern.


Die französischen Behörden aktivierten den sogenannten "Plan rouge", einen Katastrophenalarm für Grossereignisse. Campingplätze wurden evakuiert, Notunterkünfte eingerichtet. In den Tagen nach dem Sturm liefen Untersuchungen gegen mehrere Campingbetreiber wegen möglicher Sicherheitsmängel." 

Dieses YouTube-Video fand ChatGPT: Video

Das Unwetter vom 15. Juli 2003 gilt bis heute als eines der schwersten Gewitterereignisse in Südwestfrankreich. Es war ein Moment, der vielen Menschen - so wie uns - in bleibender Erinnerung geblieben ist.

Und unsere Geschichte geht weiter:

Am Tag nach dem "Derecho", am Dienstag, 16. Juli 2003, fuhren wir bis fast nach Ussel. Wir beschlossen, die Ferien doch nicht abzubrechen - es war ja noch nicht einmel Ferienmitte - und am nächsten Tag einen Campingplatz zu suchen. Noch einmal übernachteten wir zu fünft im Wohnmobil - diesmal auf einem Parkplatz in der Corrèze.

Am Tag darauf, am Mittwoch, 17. Juli 2003 also, fuhren wir auf den Campingplatz in Ussel. Dort machten wir eine grosse Auslegeordnung. Alles war feucht und voller Sand. Zum Glück schien die Sonne, und bald konnten wir das Zelt wieder aufstellen - es hatte nur kleinen Schaden genommen - und alles neu einrichten.



Der Campingplatz in Ussel war sehr schön, in einer wunderbaren Umgebung gelegen. Ganz in der Nähe gab es auch eine tolle Einkaufsmöglichkeit. Ussel selber ist ein interessantes Städtchen.

Allerdings waren auf dem Platz auch Fahrende untergebracht. Das allein wäre kein Problem gewesen. Doch die Kinder dieser Gäste verschmierten die Wände der Sanitäranlagen mit ihrem eigenen Kot. Das war für uns dann doch zu viel.

Am Samstag verliessen wir den Platz und dislozierten auf den Camping "Le Verdier" in Saint-Victour.

So gingen unsere Sommerferien 2003 an einem ganz wunderbaren Ort weiter.

Barbara