Eine DIY-Geschichte
Lisa mochte die Lektionen "Bildnerisches Gestalten in den ersten drei Jahren des Gymnasiums gar nicht. Der Lehrer war mehr mit sich selber beschäftigt als mit seinen Schülern und die Klassenkameraden hatten alle mehr Talent, als sie meinte, zu haben.
Die schlimmsten Momente waren, wenn der Lehrer, sobald die Arbeiten zu einem Thema beendet waren, diese mit Magneten an die Wandtafel hängte und die Klasse darüber diskutierte und einen Sieger bestimmte. Lisa schämte sich für ihre einfachen, ideenlosen und naiven Arbeiten und bewunderte jeweils die anderen Kunstwerke. Die Stunden nagten kräftig an Lisas Selbstwertgefühl, denn Lisa konnte nicht anders als sich mit den anderen zu vergleichen und sich selbst zu kritisieren.
Zum Glück gab es im letzten Gymnasiumsjahr einen Lehrerwechsel. Aufhängen der Arbeiten an der Wandtafel und Bestimmen von Siegerwerken gehörten der Vergangenheit an. Persönliche Gespräche während des Arbeitens, um den eigenen Fortschritt zu erkennen, waren dem neuen Lehrer wichtig. Mit offenen Themen konnte er auch die Unsicheren und die Unmotivierten gewinnen. So fand Lisa Freude, etwas zu "Stillleben mit Radiergummi", zu "Verwildert im Grasland" oder zu "Gold im Nebel" zu gestalten. Manchmal integrierte der neue Lehrer auch klassische Musik in seinen Unterricht und stellte dazu Aufgaben wie, ein Bühnenbild zu Mozarts Palmengarten aus der "Zauberflöte" zu malen.
Erst, als alle Arbeiten dazu fertig waren, zeigte der Lehrer, wie der österreichische Künstler, Alfred Roller, diese Aufgabe gelöst hatte. Lisa erkannte, dass ihr Bild gar nicht so weit von Rollers Idee weg war und sie fand sich bestätigt. Langsam aber sicher konnte sie, was das Zeichnen, Malen und Gestalten betraf, etwas mehr Vertrauen zu sich selbst fassen. Ihre Collage zum Thema "Dschungel" - auf einem Hintergrund, der grün gehalten war, befand sich ein Gorilla inmitten gestempelter Philodendronblätter und bunter Urwaldvögel - fand sie sogar gelungen. Lisa konnte je länger je mehr spüren, dass das Wertschätzen der eigenen Leistung etwas Gutes und Wichtiges ist. Und das war gut und wichtig so.
Barbara