William Blake
The Ghost of a Flea
William Blake - Künstler im Fokus
"The Ghost of a Flea" (deutsch: Der Geist eines Flohs) ist ein kleines Gemälde von William Blake, das um 1819/1820 entstanden ist. Es misst etwa 21 mal 16 Zentimeter und wurde in Mischtechnik auf einer Mahagoniholzplatte ausgeführt. Das Werk befindet sich heute in der Sammlung der "Tate Britain" in London und gehört zu den wenigen Bildern Blakes, die tatsächlich im klassischen Sinn als Gemälde gelten.
Das Bild zeigt eine unheimliche, menschenartige Kreatur in einer dunklen, bühnenartig wirkenden Umgebung. Die Figur hat einen gedrungenen, muskulösen Körper mit menschenähnlicher Anatomie, wirkt aber zugleich reptilartig und fremdartig. Der grosse, kahle Schädel mit hervortretenden Adern und starren Augen verleiht ihr ein vampirhaftes Aussehen. Die Zunge ist lang und schlangengleich, was die bedrohliche Wirkung noch verstärkt. In der einen Hand hält das Wesen eine kleine Schale, in der anderen einen Dolch oder Stachel. Im Hintergrund sind links schwere Vorhänge und rechts ein leeres Gefäss sowie Sterne zu erkennen.
William Blake behauptete, er habe dieses Wesen in einer Vision gesehen. Es handle sich um den Geist eines Flohs - also nicht das physische Insekt, sondern dessen geistiges Wesen. Er interpretierte Flöhe als von Natur aus blutrünstige Kreaturen und stellte sich vor, dass sie, wären sie so gross wie Menschen, zu monströsen, gefährlichen Wesen würden. Das Bild ist daher auch als Allegorie auf Masslosigkeit, Triebhaftigkeit und Gewalt zu verstehen.
"The Ghost of a Flea" gilt heute als eines der markantesten Beispiele für Blakes symbolreiche, visionäre Kunst, in der er Elemente aus Mythologie, Traum und Allegorie in einer einzigen Darstellung vereinigt.
Barbara