Meine DIY-Geschichte
Dieser Regen war ein Segen
Oft ist es so, dass der Regen die gute Laune wegspült. Gestern hingegen war es ganz anders. Wir alle waren froh, dass es nach Wochen der Trockenheit endlich wieder vom Himmel rauschte. Der Schauer fing ganz sanft an. Es war etwa gegen fünf, als die ersten Regentropfen auf die Dächer unseres Dorfes nieselten. Die Menschen, die unterwegs waren, schauten zum Himmel hoch und beschleunigten kaum merkbar ihre Schritte. Noch gab es keinen Grund zur Sorge, denn es schüttete nicht aus Kübeln, es tröpfelte lediglich und die Befürchtung, dass man durchnässt nach Hause käme, war unbegründet. Der Berg, der sich hinter dem Dorf erhebt, war noch zu sehen und die Bäume waren kaum nass. Nach gut einer halben Stunde wurde aus dem eher leisen Plätschern ein heftigeres Prasseln. Langsam aber sicher begann es wie aus Kübeln zu schütten. Dazu kam ein heftiger Westwind auf, so dass der Regen allen, die jetzt noch unterwegs waren, ins Gesicht peitschte und klatschte. "Gut, dass es die Regentonnen und Grundwasserspeicher wieder füllt", dachten die einen, "Hoffentlich gibt es keine Überschwemmung", seufzten die anderen.
Der Berg war inzwischen total in den Wolken verschwunden. Auch das Nachbarhaus war zwischen den Bindfäden des Regens kaum auszumachen. Das Wasser, das den Dolen (Strassenabläufe) entgegenrann, gluckste und gurgelte. Und es hörte nicht auf. Die ganze Nacht goss es in Strömen, ein Wolkenbruch nach dem anderen. Es war, wie wenn der Himmel alle Schleusen geöffnet hätte. Der Regen stürzte unermüdlich herab, peitschte durch die Nacht, trommelte auf die Dächer, pladderte in die Aare. Kleine Flüsse strömten durch die Strassen und auf den Feldern wurden Gras, Feldfrüchte und Erde beinahe plattgedrückt. Erst am frühen Morgen verebbten die Sturzfälle und als die Sonne aufging, gab es nur noch vereinzelte Tropfen vom Himmel oder von den Bäumen. Wieder einmal hatte wir Glück gehabt. Im Unterdor war zwar Wasser in einige Keller eingedrungen und die Feuerwehr musste ausrücken, aber andere grössere Schäden gab es nicht. Die Gräser und Feldfrüchte neigten sich wieder der Sonne zu. Die Luft hatte sich merklich abgekühlt, war aber gereinigt und klar. "Ich habe die ganze Nacht kein Auge zugemacht," klagte unsere Nachbarin. "Trotzdem," so ergänzte sie, "dieser Regen war ein Segen."
Barbara