Samstag, 5. Oktober 2024

Bild 474


Gemälde


Paul Henry - Die Kartoffelgräber

Das in den frühen 1920er Jahren entstandene Gemälde „The Potato Diggers“ von Paul Henry (1876–1958) zeigt eine typische Szene aus dem ländlichen Irland. Diese spiegelt das harte Leben der Landbevölkerung wider, das in weiten Teilen Irlands bis ins 20. Jahrhundert von Mühsal und Armut geprägt war. Der wirtschaftliche und soziale Graben zwischen der Landbevölkerung, die überwiegend katholisch war, und den nordirischen Protestanten vertiefte sich noch mehr, als gegen Ende des 19. Jahrhunderts und zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Industrialisierung und Urbanisierung des protestantischen Nordirlands zusehends fortschritt. Städte wie Belfast, das sich zu einem bedeutenden Zentrum für Schiffbau und Textilindustrie entwickelte, boten der protestantischen Bevölkerung bessere wirtschaftliche Möglichkeiten und daraus resultierend einen bedeutend höheren Lebensstandard.

Irlands Geschichte: Ein kurzer Abriss

Es gab zwei historische Ereignisse, die den Grundstein für den wirtschaftlichen, sozialen und religiösen Graben in Irland und die daraus entstandenen und bis heute andauernden Spannungen und Konflikte legten:

1. Die Kontrolle Heinrichs II. über Irland
2. Die Plantagenpolitik Elisabeth I. 

Die Kontrolle Heinrichs II über Irland

Im 12. Jahrhundert bat Dermot MacMurrough, der König von Leinster, den englischen König Heinrich II. um Hilfe, nachdem er von rivalisierenden irischen Herrschern aus seinem Königreich vertrieben worden war. Heinrich II. erlaubte seinen normannischen Rittern, Dermot zu unterstützen. Diese Vasallen Heinrichs II eroberten für Dermot dessen Königreich zurück und sicherten sich dabei selbst grosse Teile Irlands. Obwohl die Normannen diese Gebiete in Irland für sich beanspruchten, blieben sie Heinrich II. als ihren Lehnsherrn treu und brachten Irland so unter englische Kontrolle. Dies war der erste Schritt zur englischen Kontrolle Irlands. Diese nahm zwar Laufe der Zeit infolge innerer Konflikte in England und Widerstand der irischen Fürsten respektive der irischen Bevölkerung ab, führte aber schliesslich im Irischen Unabhängigkeitskrieg (1919-1921) zur Teilung Irlands.

Plantagenpolitik Elizabeth I

Unter Elisabeth I. wurde im 16. Jahrhundert die Plantagenpolitik eingeführt. Protestantische Engländer und Schotten wurden in Irland vor allem in Ulster, dem Gebiet des heutigen Nordirland, angesiedelt. Dies führte in der Folge zu wirtschaftlichen, sozialen und religiösen Spannungen und Konflikten zwischen der katholischen irischen Bevölkerung und den protestantischen Siedlern, die von England unterstützt wurden. 

Folgen

Die jahrhundertelangen Konflikte und Differenzen zwischen der katholischen und protestantischen Bevölkerung verschärften sich im Laufe der Zeit und kulminierten in den 1960er und 1970er Jahren in dem als "The Troubles" bekannten Konflikt.

Die protestantischen Unionisten, die über Macht und Ressourcen verfügten und den Verbleib Nordirlands im Vereinigten Königreich befürworteten, standen den katholischen Nationalisten gegenüber, die gesellschaftlich und wirtschaftlich benachteilt waren und eine Vereinigung mit der Republik Irland anstrebten.
 


Der Konflikt führte zu Gewalt, Anschlägen und Unruhen, besonders in Belfast, das zu einem symbolischen Zentrum des Streits wurde. Während dieser Zeit kam es regelmässig zu Auseinandersetzungen zwischen paramilitärischen Gruppen wie der IRA (Irish Republican Army) und den britischen Sicherheitskräften. Die Bevölkerung litt stark unter der instabilen Lage, und ihr Leben war geprägt von Angst und Unsicherheit.


Obwohl das Karfreitagsabkommen von 1998 weitgehend Frieden gebracht hat, sind die Spuren diser Konflikte in der nordirischen Gesellschaft bis heute spürbar und politische Spannungen bestehen weiterhin, insbesondere im Zusammenhang mit Fragen wie dem Brexit und der Zukunft Nordirlands.



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