Meine Gedanken zu einem besonderen Feiertag
Fronleichnam war für mich lange Zeit ein katholischer Feiertag, mit dem ich mich nicht näher beschäftigte. Ich war einfach froh, dass es ein schul- oder arbeitsfreier Tag war. Schon allein der Name verschaffte mir einiges Unbehagen. „Fron“ kannte ich von „Frondienst“, jener unbezahlten Arbeit, die die Bauern in der Feudalzeit für ihren Grundherrn leisten mussten. "Leichnam" war für mich der Begriff für den toten Körper eines Menschen. Fronleichnam besetzte ich begrifflich doppelt negativ.
Das Wort "Fronleichnam" hat aber eine andere Bedeutung. Es leitet sich vom mittelhochdeutschen "vrône lîcham" für "des Herren Leib" ab. Leichnam hat mit Leiche folglich nichts zu tun.
Fronleichnam ist das katholische Fest zur Erinnerung an das letzte Abendmahl und an ihre Überzeugung, dass Jesus im eucharistisch geweihten Brot wirklich und real gegenwärtig ist.
Dass dieses nicht am Tag vor Karfreitag öffentlich gefeiert wird, sondern zehn Tage nach dem Pfingstsonntag, also 60 Tage nach Ostern, hat wohl mit liturgisch-theologischen Gründen zu tun.
In der Bibel wird dieses letzte Abendmahl begleitet von den Worten Jesu: "Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird. Tut dies zu meinem Gedächtnis."
Aus diesen Worten entwickelten sich in den christlichen Urgemeinden verschiedenste Rituale, aus denen die spätere Eucharistiefeier hervorging.
Evangelische Christen und bestimmte freikirchliche Gemeinschaften kennen Fronleichnam nicht.
Das liegt daran, dass sie nicht an eine reale Gegenwart Jesu im Brot des Abendmahls glauben. Sie verstehen seine Präsenz entweder geistlich, also innerlich spürbar, oder rein symbolisch.
Für mich stellt sich die Frage, ob Jesu Anwesenheit oder Präsenz physisch, nicht physisch oder sogar nur symbolisch ist, nicht. Entscheidender finde ich, wozu einen das Gedenken an das letzte Abendmahl inspirieren kann - dazu, alten Gewohnheiten und Bequemlichkeiten nachzugeben oder bewusster, verantwortungsvoller und respektvoller zu leben.
Die Antwort kann man in den Geschichten, die über Jesus erzählt und aufgeschrieben wurden, finden.
Das Brot, ein einfacher Alltagsgegenstand, kann einen - nicht nur an Fronleichnam - immer wieder daran erinnern, was im Leben wirklich wichtig und richtig ist. Das mit dem Wein, das ist so eine Sache. Ich lasse ihn heute unkommentiert im Schatten des Brotes stehen. 🙂
Barbara