Sonntag, 18. Januar 2015

Unterwegs:

 Monte Sacro



Gestern, 17. Januar 2015, besuchten wir ein kleines Paradies im Gargano, einen sogenannten "Herzort". Unser Ziel waren die Ruinen der alten Abtei SS Trinità. Diese befinden sich unter dem Gipfel des Monte Sacro (874 m) auf dem Pilgerweg "Vieste-Monte Sant'Angelo. Der Monte Sacro ist der dritthöchste Gipfel des gesamten Gargano-Massivs.


Die Ruinen sind nur zu Fuss erreichbar. Wir starteten unweit des "Agriturismo Monte Sacro".




Der Aufstieg durch die wunderbare Karstlandschaft dauert etwa eine Stunde. Eichen, insbesondere Stein-Eichen, Ulmen und Dorngebüsch herrschen vor.



Stein-Eichen sind immergründe Charakterbäume der Mittelmeerländer. Ihre Blätter sind lanzettenförmig, haben also nicht die für uns typische Eichenblatt-Form.



Da wir die Markierungspunkte verloren,



mussten wir einen kleinen Umweg in Kauf nehmen. Dieser aber hat sich mehr als nur gelohnt. Uns erwartete tatsächlich ein "Herzort".




Der Monte Sacro diente schon den Römern als heiliger Ort. Hier stand ein Jupitertempel und der Berg selber wurde Mons Dodoneo genannt.
Nach der Erscheinung des Erzengels Michael in der Grotte von Monte Sant'Angelo wurden der Tempel und der Name "christianisiert". Im 6. Jahrhundert entstand eine mit dem Kloster  S.Maria Calena di Peschici verbundene kleine Dependence, "cella" genannt.





1058 - vor  Beginn der normannischen Herrschaft - fingen Benediktiner an, die alte "cella" des Klosters S.Maria Calena zur Abtei auszubauen. Es entstanden Baptisterium, Kreuzgang, Kirche, Vorhalle, Werkstätten. In völliger Abgeschiedenheit entstand somit eine ausgedehnte Klosteranlage.




Am besten erhalten sind die drei quadratische Räume der Vorhalle mit ihren Rundbogen und den Säulen mit den Kapitellen und die Umfassungsmauer des Klosters.

Das ist die Vorhalle:





Das sind weitere Rundbogen:




Es gibt Kapitelle, die von Akanthus-Blättern gestützt werden und Rosetten oder andere florale Motive enthalten.





Auf einem halb an die Wand gelehntes Kapitell sind Adler, Schlangen und Tauben zu sehen.





In der Vorhalle gibt noch Überreste eines Fresko, das die Madonna mit Kind und Mönche (Heilige? Erzengel Michael?) darstellen soll.





Weitere Überreste: die drei Schiffe der romanischen Basilika, der Glockenturm, Bögen und Aussenmauern des Refektoriums...





Im 12. und 13. Jahrhundert erlebte die Abtei ihre wirtschaftliche und geistige Blütezeit. Dank der Bemühungen des Abtes und Gelehrten Gregor gab es eine grosse Bibliothek und die Benediktinerabtei wurde zum kulturellen Zentrum Apuliens. Nach dem Erdbeben im Jahre 1443 wurde die Abtei verlassen, 1481 aufgehoben, ihre Bauten zerfielen.




Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entdeckte man die umfangreichen Überreste, dokumentierte und erforschte sie.

Im Jahre 2012 kam die Abtei Monte Sacro auf den dritten Platz der "Orte des Herzens". Eine Bewertung, die man gut nachvollziehen kann, oder?




Der Monte Sacro ist auch wegen seiner Vielfalt an wilden Orchideen bekannt. Etwa 200 wilde Orchideen gibt es weltweit, 85 davon wachsen im Gargano, 61 am Monte Sacro. Die Orchideen blühen im Frühling. Wir konnten schon einige "Vorboten" sehen. :-)


Auf dem Rückweg hatten wir aber nicht nur Begegnungen floraler, sondern auch tierischer Art.



Ein Tag voller wunderbarer Erlebnisse.

Barbara