Camille Corot - Lesendes Mädchen
Camille Corot (1796–1875) war ein bedeutender französischer Landschaftsmaler des 19. Jahrhunderts. Er wird oft als Vertreter der Schule von Barbizon genannt, einer Gruppe von Künstlern, die für ihre Freilichtmalerei und ihre Betonung natürlicher Landschaften und somit als Vorläufer der Impressionisten bekannt waren.
Das Gemälde „Lesendes Mädchen“ von Camille Corot aus etwa 1850 ist ein schönes Beispiel für die ruhige und poetische Darstellungsweise des Künstlers. Die Kleidung des Mädchens und die Schlichtheit der Szene lassen vermuten, dass es sich um ein Mädchen aus einer einfachen Familie vom Land handelt. Dass Mädchen aus ländlichen Verhältnissen überhaupt lesen konnten, war zu dieser Zeit eher ungewöhnlich, da Schulbildung noch das Privileg der wohlhabenderen Schichten war.
In der Mitte des 19. Jahrhunderts war der Schulbesuch - nicht nur in ländlichen Gegenden - der einfachen Bevölkerung oft verwehrt. Umso bemerkenswerter ist es, dass Corot das Mädchen in einem stillen Moment der Lektüre zeigt. Dies widerspiegelt möglicherweise den aufkommenden Wunsch nach schulischer Bildung für alle Gesellschaftsschichten.
Link-Hüpfer
Die allgemeine Schulpflicht wurde im ersten Kanton der Schweiz im Jahr 1835 eingeführt. Diesem Obligatorium schlossen sich im Verlaufe des 19. Jahrhunderts alle Kantone an. Als letzter Kanton führte sie im Jahr 1874 der Kanton Appenzell Innerrhoden ein.
Die Einführung der Schulpflicht in Europa machte breiteren Bevölkerungsschichten den Zugang zu Wissen möglich. Diese Entwicklung erinnert an das Ideal des Lernens und der Weisheit, das Raffaello Santi bereits in der Renaissance in seinem Fresko "Die Schule von Athen" darstellte.
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