Dienstag, 11. Februar 2025

Elfypsilon

und die metaphysischen Bedürfnisse der Menschen


Als Elfypsilon im Oktober 2024 in Madrid weilte, hielt er mit Manuel ein tiefgehendes Gespräch.



Elfypsilon: Ich habe auf der Erde schon einige Menschen kennengelernt, für die Sinn, Richtung, Resilienz und Zufriedenheit im Leben ausserordentlich wichtig sind. Ist das allgemein so oder waren diese Personen Ausnahmen?


Manuel: Tatsächlich sind Sinn, Richtung, Resilienz und Zufriedenheit grundlegende menschliche Bedürfnisse, die jeder in irgendeiner Form anstrebt. Es handelt sich um metaphysische Bedürfnisse, die neben den physischen wie Nahrung, Sicherheit und Gesundheit stehen. Es ist jedoch so, dass nicht alle Menschen sich dieser metaphysischen Bedürfnisse gleich bewusst sind und sie auch auf unterschiedlichste Weise zu erfüllen versuchen. Es fällt mir deshalb schwer, dir zu sagen, ob die von dir getroffenen Personen Ausnahmen waren, da das Bewusstsein und die Methoden zur Bedürfnisbefriedigung so variabel sind.


Elfypsilon: Gibt es für alle Menschen Strategien oder Systeme, die sie dabei unterstützen können, diese universellen Bedürfnisse zu erfüllen?

Manuel: Ja, die gibt es. Sie könnten sich eine philosophische Weltanschauung erarbeiten, eine, die an die eigenen Lebensumstände sowie an die zeitgenössischen Herausforderungen angepasst ist.

Elfypsilon:
 Was genau bietet eine philosophische Weltanschauung?

Manuel: 
Eine philosophische Weltanschauung bietet eine umfassende Perspektive, die erklärt, wie alles zusammenhängt und welchen Platz der einzelne Mensch in diesem Ganzen hat. Es geht auch um die Suche nach tieferem Sinn, letztendlichen Wahrheiten, Verständnis von Leben und Tod, von Recht und Unrecht. 

Elfypsilon:
Dann gehören die Religionen zu diesen philosophischen Weltanschauungen oder Überzeugungen?


Manuel: Ja und nein. Eine wahre philosophische Weltanschauung basiert auf ethischen Prinzipien, die das Gute fördern und das Böse meiden, und sie verlangt von uns, dass wir unser Handeln stets hinterfragen - sprich eine stetige Selbstreflexion betreiben - und darauf achten, dass es dem Wohl aller dient. Obwohl Religion diese Kriterien durchaus erfüllen kann, wird sie oft durch unzeitgemässe Inhalte und persönliche Interessen geprägt, die mit dem Streben nach dem Guten nicht in Einklang stehen.

Elfypsilon: Um zu den wahren philosophischen Weltanschauungen zu gehören, müssten sich die Religionen von ziemlich viel Ballast befreien.

Manuel: Ja, das denke ich auch. Sie müssten sich von dogmatischen Strukturen, veralteten Lehren und starren Hierarchien, die nicht mehr zeitgemäss sind, lösen. Zudem wäre es notwendig, dass sie sich stärker auf die ursprünglichen ethischen Botschaften konzentrieren, die zur Förderung von Mitgefühl, Gerechtigkeit und Gemeinschaftsgeist beitragen.

Elfypsilon: Wie könnten sie das bewerkstelligen?

Manuel: Um das zu bewerkstelligen, müssten sich die Religionen wieder auf ihre Heiligen Schriften konzentrieren und aus diesen die essenziellen Weisheiten herausfiltern. Sie sollten Konzepte wie Gott, Karma oder Wiedergeburt nicht als absolute, unantastbare Wahrheiten lehren, sondern als Symbole und Metaphern, die dem Menschen helfen, tiefere ethische und metaphysische Wahrheiten zu erfassen. Dabei sollten sie den Schwerpunkt von extrinsischen Motivationen wie Belohnung und Bestrafung verlagern und stattdessen die intrinsische Motivation fördern, die aus einem echten Verständnis und einer aufrichtigen Wertschätzung dieser Lehren erwächst.

Elfypsilon:
Gibt es eigentlich Menschen, die kein philosophisches Weltbild haben?


Manuel: Ich denke tatsächlich, dass es Menschen gibt, denen man keine philosophische Weltanschauung zusprechen darf. Als "philosophisch" bezeichnet man alles, was mit Weisheit verbunden ist. Wer seine Überzeugungen missbraucht, um Macht zu erlangen, andere zu manipulieren oder Schaden anzurichten, der handelt nicht weise oder ethisch. Wie schon gesagt, basiert eine wahre philosophische Weltanschauung auf ethischen Prinzipien, die das Gute fördern und das Böse meiden. Es gibt aber Menschen, die Ideologien oder ideologische Konzepte vertreten, deren Inhalte sie über diejenigen ihrer Religion oder ihrer philosophischen Weltanschauung stellen und das Streben nach dem Guten total aus den Augen verlieren.


Elfypsilon: Was verstehst du unter ideologischen Konzepten?

Manuel: Ich verstehe darunter Konzepte wie Geld, Macht, Reichtum, Konsum, Statusstreben, Materialismus, Egoismus usw. 

Elfypsilon: Solche Konzepte kommen aber nicht aus ohne Manipulation, Täuschung, Propaganda, Betrug und sogar Gewalt.

Manuel: Ja, das ist leider so. Das ist das, was den Religionen einen so schlechten Ruf verschafft. Unter dem Deckmantel der Moral und Ethik werden eigene Interessen verfolgt. Es sind nicht die Inhalte der Religionen, die schlecht sind, sondern jene Menschen, die diese instrumentalisieren oder missbrauchen, um ihre Ziele zu erreichen. Wer philosophische Weltanschauungen so lehrt und lebt, verfälscht sie und macht aus ihnen menschenunwürdige Ideologien. Dieses Verhalten hat mit philosophischen Weltanschauungen nichts mehr zu tun.

Elfypsilon
: Aha, deshalb haben also Religionen ein so schlechtes Image. Ist es nicht auch noch so, dass religiöse Menschen leicht zu manipulieren, zu täuschen oder zu betrügen sind?

Manuel: Ob sich Menschen leicht manipulieren, täuschen oder betrügen lassen oder nicht, hängt von ihrer Fähigkeit zur kritischen Selbstreflexion und den daraus resultierenden Einsichten ab. Alle philosophischen Weltanschauungen, einschliesslich der Religionen, schätzen daher die Bedeutung einer gründlichen Selbstprüfung hoch ein. Mit dieser geht das Streben nach Wissen, das für das eigene Leben wichtig ist, nach lebenslanger Bildung, ethischer Reife und einem tiefen Verständnis für menschliches Verhalten einher.

Elfypsilon: Dann ist jedes philosophische Weltbild, das sich gegen Handlungen wendet, die hauptsächlich von materiellen Interessen oder egoistischen Zielen geleitet werden, tauglich?

Manuel: Ein philosophisches Weltbild ist nur dann wirklich tauglich, wenn es nicht nur materielle Interessen ablehnt, sondern auch praktikable Wege bietet, um Konflikte zu lösen, Empathie und Mitgefühl zu fördern und ein nachhaltiges, friedliches Zusammenleben zu unterstützen. Es sollten die Menschen dazu befähigt sein, über ihre eigenen Interessen hinauszudenken und auf eine Weise zu handeln, die langfristig zum Nutzen aller führt.

Elfypsilon: Nach allem, was wir bisher diskutiert haben, scheint es, dass Menschen, die ihre metaphysischen Bedürfnisse auf eine Weise befriedigen, die weder ihnen selbst noch anderen schadet, ihre Zufriedenheit aus ihrem ethischen Handeln schöpfen.


Manuel: Ja, die tatsächliche Kraft einer philosophischen Weltanschauung zeigt sich im Handeln, das aus den ethischen Prinzipien und tiefen Überzeugungen resultiert, die wir diskutiert haben.

Elfypsilon: Das hat mir sehr geholfen, Manuel. Ich verstehe jetzt, was eine wahre philosophische Weltanschauung ist. Danke für die ausführliche Erklärung.

Manuel: Gern geschehen, Elfypsilon. Ich freue mich, dass ich dir helfen konnte. Danke für das anregende Gespräch.


Barbara