Donnerstag, 15. Mai 2025

Elfypsilon

und das endgültige Aus der Webereien in der Schweiz



Anfangs April war Elfypsilon - wie so oft - in der Schweiz. Er weilte diesmal als Gast bei mir, was mich natürlich sehr freute. Ich mag den freundlichen Ausserirdischen sehr, nicht nur, weil er mich mit seinen unendlichen Fragen unglaublich herausfordert. Auch sein Interesse an meinem Blog und sein Job als galaktischer Blog-Assistent berührt mich.

Ich bin immer wieder erstaunt, wie sehr das pelzige Wesen aus einer anderen Welt am Geschehen auf der Erde interessiert ist. Stundenlang kann er durch die News aus aller Welt stöbern.
Eine Nachricht vom 1. April 2025 beschäftigte ihn lange.



Es ging darum, dass die letzte Weberei in der Schweiz schliessen und alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entlassen musste.
Ich musste ihm erklären, dass die Textilindustrie in der Schweiz im 19. Jahrhundert ihren Anfang nahm und bald schon zu florieren begann. Wahrscheinlich war diese Entwicklung mitverantwortlich, dass sich in der Schweiz langfristig ein bestimmter Wohlstand entwickeln konnte. Die Schweizer Textilindustrie war nämlich neben jener Grossbritanniens im 19. Jahrhundert weltweit führend. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war sie gar der wichtigste Schweizer Industriezweig. So entstanden beispielsweise im Zürcher Oberland, vor allem entlang der Töss, zahlreiche Spinnereien und Webereien.

Auch die Kunst hat sich dem Thema angenommen. So gibt es beispielsweise "Die Weberei in Laren" von Max Liebermann und "Die Weberei" von Alessandro Milesi.

Literaturmässig erinnere ich mich noch gut an die "Anneli"-Trilogie von Olga Meierin der das aufgeweckte, krausköpfige Anneli die Frühindustrialisierung vor rund 150 Jahren im abgelegenen Tösstal im Kanton Zürich erlebt.
Auch in der Erwachsenenliteratur ging es oft um die Situation der Weber,  so zum Beispiel in "Die Weber" von Gerhart Hauptmann.

Dass die Schweizer Webereien nicht mehr mithalten können, so erkläre ich Elfypsilon, hat damit zu tun, dass die Herstellungskosten - bedingt durch unser hohes Lohnniveau - sehr hoch sind. Das Endprodukt wird für den globalen Markt zu teuer, und die Webereien finden für ihre Produkte, obwohl Nischenprodukte geworden, keine Käufer mehr. So geht nun auch die Produktion von Damast für afrikanische Gewänder nicht mehr weiter, und die letzte Weberei in Russikon muss ihre Tore schliessen.

Auf die Frage, was wohl mit den 55 Mitarbeitenden geschehe, konnte ich Elfypsilon leider keine genaue Antwort geben. Mit ihm zusammen hoffe ich, dass alle 55 eine neue Arbeit finden, eine, die ihnen nicht nur das Leben finanziert, sondern auch Sinn gibt.

Elfypsilon und Barbara