Dienstag, 25. März 2025

Jacobello im Pfälzerwald

Meine DIY-Geschichte


Dieses Bild inspirierte mich zu einer weiteren Mittelalter-Geschichte.



Auch in der heutigen Geschichte spielt Warwara, jene Hexe aus dem Harz, die letztlich dafür verantwortlich war, dass Rübezahl und Loreley ein Paar wurden, eine zentrale Rolle.
Auch Lucian wird erwähnt

Rübezahl und Loreley - Mein DIY-Märchen in drei Teilen

Damals im Frühling - Meine DIY-Geschichte, in der Lucian vorkommt.


Jacobello im Pfälzerwald

An einem lauen Frühlingsabend - die Sonne war noch nicht am Untergehen - sass Warwara mit ihrem roten Kater auf der Bank vor ihrer bescheidenen Hütte und hing, wie so oft, den Gedanken nach. Nun waren es schon einige Jahre her, seit sie hier, im Pfälzerwald, sesshaft geworden war. Trotz ihres riesigen Schmerzes hatte sie sich mit der Situation abgefunden und ihr Schicksal angenommen.
Obwohl sie zurückgezogen lebte, fühlte sie sich nicht ausgeschlossen oder einsam.
Und zudem ermöglichte es ihr der weite Wald, jeden Tag und immer wieder Neues zu entdecken und dazu zu lernen.

Da ihre neue Heimstätte unweit eines bekannten Pilgerwegs lag, hatte sie auch oft Kontakte mit Menschen, die unterwegs waren. Dies waren nicht nur Pilger, die auf dem Weg nach Santiago de Compostela waren, sondern auch Handelsreisende, Spielleute und Tunichtgute.
Nicht nur einmal lernte Warwara junge Männer kennen, die nach Sankt Goarshausen wollten, um der Loreley, jener blonden Schönheit, die auf dem Rheinfelsen wunderschöne Lieder sang, den Hof zu machen.
Hin und wieder musste Warwara schmunzeln, wenn sie die jungen Kerle schwärmen hörte. Sie selber kannte die Rheinjungfer und konnte nicht anders als zu bestätigen, dass sie wirklich schön wie der Himmel war, lieblich, mit langem, blondem Haar, das sie mit ihrem goldenen Kamm seidig glänzend kämmte.
Nur selten sah sie einen der jungen Verehrer je wieder.
Die Katze legte ihren Kopf auf Warwaras Schoss.
Nicht alle dieser jungen Kerle waren ihr in gleich guter Erinnerung geblieben.
Aber an den feinen, anmutigen Venezianer mit den äusserst ebenmässigen Gesichtszügen und dem auffallend glatten, langen, blonden Haar, das ihm bis über die Schultern fiel und sauber geschnitten war, dachte sie gerne zurück.
Er war nicht nur von liebreizendem Aussehen, sondern auch sanft im Wesen und gesegnet mit einer ganz besonderen Begabung.
In Venedig, wo er in der Werkstatt eines renommierten Meisters die Malerei erlernt hatte, hörte er von der Loreley. Nein, er wollte ihr nicht den Hof machen, er wollte sie malen. Und das Bild sollte noch schöner und anmutiger werden, als die Rheinjungfer selbst.
Warwara erfuhr von Jacobello, so hiess der junge Künstler, dass er schon über zwei Jahre unterwegs sei. Er habe in grösseren Städten immer wieder längere Aufenthalte gehabt und berühmte Persönlichkeiten porträtiert. So habe er nicht nur sein Essen und seine Unterkünfte finanzieren können, sondern auch viel Neues kennen lernen dürfen.

Jacobello war also nicht mehr weit von seinem Ziel entfernt. Bei Warwara blieb er einige Tage. Sie bot ihm eine Lagerstätte und verköstigte ihn bestens. Der Venezianer malte ihr dafür ein kleines Bild, auf dem sie selbst und Lucian - Gott habe ihn seelig - zu sehen waren.

Als sich Jacobello verabschiedete, war sich Warwara sicher, dass der Name dieses jungen Mannes schon in absehbarer Zeit berühmt werden würde.


Barbara